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Foto: SPD-Ortsverein Gemeinde Holle

Das Projekt zur Artenvielfalt in der Gemeinde Holle „Wunderland am Wegesrand“ startete mit der ersten Informationsveranstaltung. Über 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger aus allen Teilen der Gemeinde waren ins Dorfgemeinschaftshaus Sottrum gekommen, um dem Vortrag von Dipl.-Ing. Helge Jung vom Netzwerk Blühende Landschaften zu hören und engagiert darüber zu diskutieren.

Ziel des auf Initiative des Arbeitskreises Umwelt des SPD-Gemeindeverbandes entstandenen Projektes ist es, in allen Ortsteilen von Holle Flächen zu schaffen, die farbenfroh blühen und Insekten als Nahrungsquelle dienen. Sowohl öffentliche Flächen als auch private Gärten sollen im wahrsten Sinne des Wortes „aufblühen“, so dass sich langfristig kreuz und quer über die gesamte Gemeinde vernetzte Lebensräume bilden. Dafür nötiges Fachwissen vermittelte in der Auftakt- und Infoveranstaltung der Landschaftsarchitekt Helge Jung, der seit Jahren diverse Landschafts- und Dorfentwicklungsinitiativen in seiner Heimat rund um Bielefeld betreut und als Referent im „Netzwerk Blühende Landschaften“ aktiv ist.

Simone Flohr, Initiatorin des AK Umwelt der Holler SPD, erlebte im Vorfeld der Veranstaltung eine sehr große Resonanz auch außerhalb der Gemeinde. In ihre Begrüßung wies Frau Flohr darauf hin, dass ganz offensichtlich Insektensterben und monotone Nutzflächen anstatt blühender Landschaften keine Randthemen für Spezialisten sind, sondern einen großen Teil der Bevölkerung umtreiben. Der mit über 50 Besuchern sehr gut gefüllte Saal überraschte selbst die Veranstalter.

Helge Jung begann seinen Vortrag mit einer kleinen Gegenüberstellung von blühenden Heuwiesen, wie sie noch vor 50 Jahren die Regel waren, mit einheitlich grünen agrarischen Nutzflächen der Gegenwart. Während damals allen Kleinstlebewesen ausreichen Nahrung zur Verfügung stand, müssen Insekten heute sehr große Strecken zurücklegen, um satt zu werden. Dass dies keine akademische Diskussion ist, sondern das Leben aller Menschen direkt betrifft, unterstrich Herr Jung mit dem Hinweis auf die Einschätzung, dass der Menschheit nach dem Verschwinden aller Bienen maximal vier Jahre bis zum eigenen Aussterben bliebe. Insbesondere für die Wildbienen, die als Genpool für die Honigbienen unverzichtbar sind, können Blühstreifen, Blumenwiesen und Wildblumen-Gärten eine wichtige Überlebenshilfe darstellen, so Jung

In vielen praktischen Beispielen erläuterte Herr Jung, wie solche Flächen geschaffen und über mehrere Jahren nutzbringend für die Artenvielfalt, aber auch optisch ansprechend gehalten werden können. Seine Erfahrung ist dabei, dass eine derartige Initiative ein Projekt der Menschen vor Ort sein muss und keine von außen übergestülpte Maßnahme. Dann kann die Aktion tatsächlich zur Initialzündung werden. Daher ist in der Gemeinde Holle geplant, kleine Flächen an optisch exponierten Stellen in den Dörfern von deren Bewohnern auswählen und anlegen zu lassen.

In der anschließenden Diskussion wurde zusätzlich noch unterstrichen, wie wichtig die Wahl des regional passenden Saatgutes ist: Gerade in Baumärkten und bei Discountern werden sehr häufig günstige Saatgutmischungen für Blumenwiesen angeboten, die zwar einen hübschen, bunten Anblick verschaffen, aber wegen eines hohen Anteils an ortsfremden Pflanzen nicht unbedingt Nahrung für einheimische Insekten bieten. Diese Arten können sich im schlimmsten Fall sogar so vermehren, dass sie wertvolle einheimische Pflanzen verdrängen.

Ein weiterer Aspekt wurde ebenfalls noch von der Zuhörerschaft angesprochen: Viele Gärten auf dem Land sind im Eigentum von Menschen, die einfach zu alt oder aus anderen Gründen nicht mehr in der Lage sind, ihre Grundstücke „in Schuss“ zu halten. Häufig werden dann Schottergärten geschaffen, um den Arbeitsaufwand zu minimieren. Hier wäre es sehr von Vorteil, Lösungen zu finden, die den tägliche Aufwand verringern und trotzdem ökologisch wertvoll sind. Gerade Blühflächen, die mehrjährig angelegt sind und maximal zweimal im Jahr gemäht werden müssen, können hier eine hervorragende Idee sein

Im Nachgang zeigte sich Simone Flohr geradezu überwältigt:„Ab 30 Personen hätten wir von einem großen Erfolg gesprochen. Dass nun über 50 erschienen sind, zeigt, dass wir einen Nerv getroffen haben. Die Thematik ist ganz offensichtlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen – das macht Hoffnung!“ Sie wies auch daraufhin, dass der Projektstand, Kontakte und Informationen zu weiteren Veranstaltungen in naher Zukunft auch auf die Website der Gemeinde Holle gestellt werden.

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