Christoph Hienle ist seit März dieses Jahres Mitglied der SPD. Bei der Mitgliederversammlung des SPD-Gemeindeverbandes Holle kurze Zeit später übernahm er im Vorstand die Aufgabe des Pressewarts. Für die Homepage des Gemeindeverbandes stand Christoph Hienle für ein Interview zur Verfügung. Die Fragen stellte Sven Wieduwilt, Vorsitzender des SPD-Gemeindeverbandes.

Lieber Christoph, du bist nun gut 7 Monate Mitglied unserer Partei. Noch immer der richtige Schritt?

Na, für die SPD wohl nicht... kaum bin ich eingetreten, gab es eine Wahlniederlage nach der anderen... Spaß beiseite; die schlichte Antwort lautet Ja!

Was hat Dich Anfang des Jahres bewogen, in die SPD einzutreten?

Die ursprüngliche Motivation, überhaupt politisch aktiv zu werden, war, irgendetwas gegen den Rechtspopulismus zu tun. Nach etwas Nachdenken war es mir aber dann doch zu wenig, nur gegen etwas zu sein und wollte eher FÜR etwas unternehmen: Für mehr soziale Gerechtigkeit, für eine Energiewende, die ihren Namen verdient, für gleiche Bildungschancen für alle, für bessere Radwege – insgesamt dafür, das Zukunft für möglichst viele Menschen mehr mit Hoffnung als mit Ängsten zu tun hat. Damit nimmt man vermutlich auch am ehesten den Rattenfängern vom rechten Rand die Stimmen ab. Und da ich mich mit der Summe dieser Themen bei der CDU wenig bis gar nicht vertreten sehe, bleibt in Holle ja nur die SPD, soviel Ehrlichkeit muss sein.

Wenn Du auf die sieben Monate zurückblickst, was gefällt Dir, wo hast Du Kritik?

Kritik übe ich hier erst mal an mir selber: Es ist leichter gesagt als getan, sich nach einem stressigen Arbeitstag oder am Wochenende, wenn endlich mal Zeit für die Familie ist, sich aufzuraffen, zu einer Veranstaltung zu gehen, noch einen Artikel zu schreiben oder überhaupt mehr zu tun als nur die Zeitung zu lesen und sich im stillen Kämmerlein über Trump oder Frau Merkel aufzuregen. Da bremst mich mein innerer Schweinehund weit mehr, als ich von mir erwartet habe.

Außerdem vermisste ich bislang die politische Diskussion. Zunächst nahmen organisatorische Dinge einen breiten Raum ein; d.h, es wurde fast ausschließlich besprochen, wer wann was macht und für mich als Neuling zu wenig, warum und mit welchen Zielen wir das tun.

Warum ich aber dennoch voller Überzeugung auf Deine erste Frage mit Ja antworten konnte: Ihr vom Vorstand des Gemeindeverbandes Holle habt mich vom ersten Tag an, noch bevor ich überhaupt einen Ton von einer potentiellen Mitgliederschaft gesagt habt, vollkommen offen aufgenommen. Da war keinerlei Lauern auf ein mögliches „Opfer“, sondern nur die Einstellung „Hier kommt ein Freund, den wir noch nicht kennen“ zu spüren. Und ich glaube fest, dass gerade durch die Zäsur, die in meinen Augen das Bundestags-Wahlergebnis darstellt, zukünftig die von mir vermissten Fragen auch und gerade an der Basis, in unseren und in allen anderen Orts- und Gemeindeverbänden intensiv diskutiert werden. Darauf freue ich mich!

Welche Erwartungen hast Du an Deine SPD? Sowohl überregional, als auch hier vor Ort?

Oh je... da kann ich entweder gar nicht oder mit einem kleinen Buch antworten... Darf ich Dir so ein paar Spiegelstrich-Sätze in die Kladde diktieren? Danke:

  • In Holle: Fortführen der erfolgreichen Arbeit im Rat, damit unsere Gemeinde auch weiterhin für alle Altersklassen und Bevölkerungsschichten attraktiv bleibt
  • In allen Ebenen der SPD: Weniger fragen, „Was haben wir nicht gut genug erklärt?“, sondern mehr „Wo haben wir den Menschen nicht genügend zugehört?“. Der Hype um Martin Schulz im Januar hatte vielleicht auch etwas damit zu tun, dass die Leute mit all ihren Zukunftsängsten einen Heilsbringer herbeisehnten – und als sie merkten, dass auch Martin nicht übers Wasser gehen kann, haben viele ihre Stimme denen gegeben, die ihre Ängste instrumentalisieren anstatt klare Wege in eine hoffnungsvolle Zukunft aufzuzeigen.
  • Im Bundestag: Eine entschiedene Oppositionsarbeit, die der AfD das Wasser abgräbt und dabei weder besserwisserisch deren Wähler als rechte Dumfbacken verunglimpft noch sich deren populistische, fremdenfeindliche Thesen zu eigen macht. Wobei ich Ersteres für wesentlich wahrscheinlicher halte, ohne sagen zu können, was ich für das Schlimmer halten würde.
  • In Niedersachsen: Dass Stephan Weil auch in der nun wahrscheinlichen Großen Koalition die Akzente setzt und der (nach meiner Befürchtung kommenden) Versuch widersteht, populistischen Forderungen nachzugeben. Das, was aktuell aus der CDU vordergründig für „mehr Sicherheit“ gefordert wird, ist nach meiner Ansicht ein Fischen am rechten Rand und lediglich eine Einschränkung von Bürgerrechten, Asylrecht und Hilfe für Schutzbedürftige. Das würde die AfD stärken, aber den Menschen im Land nichts nützen.